Inkontinenz ist für viele Frauen und Männer ein Problem. Allein in Deutschland leiden rund vier Millionen Frauen an Blasen- und Mastdarmschwäche. Etwa halb so viele Männer sind betroffen. Dennoch ist Inkontinenz immer noch ein Tabuthema. Dabei kann den Betroffenen heute in vielen Fällen gut geholfen werden: durch spezielles Muskeltraining, mit Medikamenten oder durch schonende Operationen. Die Klinik für Urologie und Kinderurologie und die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Brüderkrankenhauses St. Josef Paderborn bilden gemeinsam mit der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des St. Johannisstift Paderborn das "Kontinenzzentrum Ostwestfalen". Das Zentrum ist gemäß der hohen Qualitätsstandards der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zertifiziert. Betroffene finden hier kompetente Beratung und Therapiemöglichkeiten nach modernen Standards. Wir beraten Sie gern. Zur Patienteninformation
Diese Ratschläge und Verhaltensmaßnahmen sollen dazu beitragen, eine komplikationslose Heilung und einen
nachhaltigen Erfolg der Operation zu ermöglichen.
Auch wenn äußerlich keine Wunde zu sehen ist, muss ggfs.
die innere Wunde, z.B. in der Scheide in der nächsten Zeit abheilen. Um einen
optimalen Operationserfolg zu sichern, ist Ihre Mithilfe dringend erforderlich.
Bitte beachten Sie deshalb folgende Verhaltensmaßnahmen:
Entleeren Sie die Harnblase
regelmäßig. Vermeiden Sie starkes Pressen beim Wasserlassen (dadurch
verschließt sich die Blase eher). Versuchen Sie sich zu entspannen und
nehmen Sie sich Zeit. Haben Sie das Gefühl, dass sich die Blase nicht
richtig entleert, stehen Sie kurz auf und setzen sich erneut auf die
Toilette oder wippen Sie mit dem Oberkörper. Evtl. kann es einige Zeit
dauern, bis das Gefühl für die Blasenfunktion wieder normal hergestellt
ist.
Achten Sie auf regelmäßigen, weichen Stuhlgang. Auch
hierbei sollte starkes Pressen vermieden werden. Ballaststoffreiche Kost
zusammen mit reichlich Flüssigkeitsaufnahme und bei Bedarf leichte Abführmittel
(Pflaumensaft, Sauerkrautsaft,
Lactulose etc.) wirken sich förderlich aus.
Gehen Sie spazieren, um die Durchblutung und
Verdauung anzuregen. Versuchen Sie das Tempo soweit zu steigern, bis die Arme
deutlich mitschwingen. Vermeiden Sie in den ersten sechs Wochen langes Sitzen
(Druck auf den Damm) und langes Stehen.
Vermeiden Sie schweres Heben
und Tragen von Lasten. In den ersten 6 Wochen nicht mehr als 5 kg, im
ersten Vierteljahr nicht mehr als 10 kg und danach zeitlebens - soweit es
die Lebensumstände zulassen - nicht mehr als 15 kg.
Zur Änderung der
Lebensführung nach Senkungsoperationen gehört auch die Reduktion des
Übergewichtes
Starkes Husten belastet
ebenfalls den Beckenboden. Eine Erkältung oder Bronchitis mit hartnäckigem
Husten sollte umgehend therapiert werden. Deshalb schränken Sie bitte auch
das Rauchen ein.
Nach
Einlage eines "Netzes oder Bandes" empfehlen wir, die begonnene lokale
Hormontherapie durch Scheidenzäpfchen weiterzuführen.
Wann darf ich was?
Vollbad:
nach 6 Wochen
Tampons: nach 6 Wochen
Geschlechtsverkehr:
nach 6 Wochen
Schwimmen:
nach 6 Wochen
Fahrradfahren: ebene Strecken nach 6 Wochen, Bergtouren nach 10
Wochen
Joggen,
Tennis, Krafttraining, Aerobic: nach 6
Wochen
Allgemeine Tipps
Trinken Sie mind. soviel wie vor der
Operation: der Körper braucht mind. ca. 2 l Flüssigkeit pro Tag.
Machen Sie Übungen zur Vorbeugung von
Thrombosen (Blutgerinnsel)
Übungsbeispiele: Legen Sie sich bequem
auf den Rücken, Beine gestreckt. Ziehen Sie die Füße hoch (nur die Füße ) und
stoßen Sie sie dann wieder hinunter. Einen Fuß hochziehen, gleichzeitig den
andern Fuß hinunter stoßen und wechseln.
Mit
den Füßen kreisen, zuerst in die eine, dann in die andere Richtung.
Machen
Sie die Übungen mehrmals am Tag, und jeweils so lange, bis Sie eine deutliche
Ermüdung der Muskulatur spüren.
Bleiben
Sie nicht den ganzen Tag im Bett. Gehen Sie im Zimmer herum oder auch draußen
spazieren. Stoßen Sie beim Gehen bewusst kräftig mit den Fußballen ab.
Verhalten im Alltag
Aufstehen vom Bett: In
Rückenlage stellen Sie einen Fuß nach dem andern auf. Drehen Sie sich mit
steifem Oberkörper auf die Seite. Nun lassen Sie die Unterschenkel über den
Bettrand hinunter gleiten und gleichzeitig stoßen Sie sich mit den Armen hoch.
Bleiben Sie einen Moment sitzen und atmen Sie tief durch.
Bücken / Heben: Bücken
Sie sich in den ersten Tagen nach der Operation so, wie es am wenigsten
schmerzt. Bis 6 Wochen nach der Operation dürfen sie 5 kg heben. Danach
können Sie das Gewicht allmählich steigern.
Wichtig!
Achten Sie auf korrektes Bücken/Heben: die Füße stehen hüftbreit
auseinander, beugen Sie Knie und Hüftgelenke gleichzeitig und lassen Sie ihre
Hände zwischen den gespreizten Knien Richtung Boden sinken. Sprechen Sie beim
Hochheben hopp! oder hauruck!. Dabei bleibt der Rücken gerade.
Husten / Niesen: Vermeiden
Sie beim Husten und Niesen in sich zusammen zu fallen. Drehen Sie Ihren Kopf
zur rechten oder linken Seite und husten/niesen Sie so über die rechte/linke
Schulter. Eine einfachere Variante ist das Husten/Niesen nach oben in Richtung
Decke, dabei bleibt der Rücken schön gestreckt. Beide Varianten verhindern
einen übermäßigen Druck auf Beckenboden/Blase.
Dr. med. Christiane Nübel
Chefärztin der Frauenheilkunde und Geburtshilfe
St. Johannisstift Paderborn